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S. 123:
Einige höchst nöthige Regeln vom General Basso. di J. S. B.
[1]
Scalae
Die
Scala der 3 maj.[2] ist, tonus, 2de ein
gantzer Ton, 3 ein gantzer, 4 ein halber, 5 ein gantzer, 6 ein, halber[3] Ton) 7 ein gantzer ton, 8va ein gantzer[4] Ton;
die
Scala der 3 min: [5]ist, tonus, 2de ein gantzer
Ton) 3 ein halber, 4 ein gantzer, 5 ein gantzer, 6 ein halber, 7 ein gantzer,
8va ein gantzer Ton;
hieraus
fließet folgende Regull:
Die
2te ist in beyden Scalis groß, die 4 al1ezeit klein[6], die
5 und 8va völ1ig, und die 3. ist, so sind auch 6. und 7.
Der Accord besteht aus 3
Tonen, nehmlich 3, sie sey groß oder
klein, 5. und 8. als, c. e. g. zum c.
______________________________________
S. 124:
Einige Reguln vom General Baß.
1) Jede Haubt Note hat ihren
eignen Accord; er sey nun
eigenthümlich
[7]
, oder entlehnet
[8]
.
2) Der eigenthümliche Accord einer Fundamental Note[9]
bestehet aus der 3.5. u. 8.
NB. Von diesen dreyen specibus, läset sich Keine weder die 3.[10]
ändern, als welche groß und klein werden kan, dahero major und minor genennet
wird.
3) Ein entlehnter Accord
bestehet darinnen, wenn über einer Fundamental
Note andere species, als die ordinairen befindlich.
|
6 |
6 |
6 |
5 |
7 |
9 |
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als: |
4, |
3, |
5, |
4, |
5, |
7, |
etc: |
|
2 |
6 |
3 |
8 |
3 |
3 |
|
4) Ein # oder b. über der Note
al1ein, bedeutet daß durchs #. 3. major und
durchs b. 3 minor zu greifen sey, die
andern beyden Species aber firm bleiben.
5) Eine 5. al1eine, wie auch
die 8. al1eine wollen den gantzen Accord haben.
S.125
6) Eine 6. al1eine, wird
begleidet auff dreyerley arth: Als 1) mit der 3. u. 8, 2) mit der doppelten 3.
3) mit vertoppe1ter 6. und 3.
NB! wo 6 maj: und 3. minor
zugleich über der Note vorkommen[11]
darff man ja nicht die 6. wegen übellautes, dupliren,
sondern muß an statt deren die 8. u. 3 dar[zu]gegriffen werden.
7) 2 über der Note wird mit verdoppelter Quin[12]t accompagniret,
auch dann und wan, mit der 4 u. 5. zugleich; nicht selten zu weillen.
8) die ordinare 4. zu mahl wenn die 3. darauf folget[13],
wird mit der 5. u. 8 vergesellschafft. ist aber durch die 4+ ein Strich, so
greifet mann 2. u. 6. darzu.
9) die 7. wird auch auf
3erley arth accompagn: 1) mit der 3.
u. 5. 2) mit der 3. u. 8. 3) wird die 3. dupliert.
.
10) die 9 scheinet zwar mit
der 2. eine Gleicheit zuhaben, u. ist auch an sich selbst die verdoppelte 2.
al1eine dieses ist der unterschied daß gantz ein ander accomp: darzu gehört nem1ich die 3, u. 5. dann u. wann auch statt
der 5 eine 6. aber sehr selten
11) Zu
4 |
2 |
greiffet man die 6. auch zuweilen statt der 6. die 5.
12) Zu
5 |
4 |
wird die 8. gegriffen, u. die
4 resolvieret sich unter sich in die
3.
13) Zu
6 |
5 |
greiffet man die 3; sie sey
nun major oder minor.
14) Zur
7 |
5 |
greiffet man die 3.
15) Zur
9 |
7 |
gehöret die 3.
Die übrigen Cautelen[14], so
man adhibiren[15] muß, werden sich durch
mündlichen Unterricht[16]
besser weder[17] schrifft1ich zeigen.
[1] Dieser kurze text handelt vom Tonleiter- und Dreiklangsaufbau (Die Schriftzüge entsprechen allerdings nicht denen von J.S. Bach)
[2] Scala der 3 maj = Durtonleiter
[3] Offensichtlich handelt es sich hierbei um einen Druckfehler, denn so ergäbe sich eine kleine Sexte in der Durtonleiter?
[4] Wieder ein Druckfehler?
[5] Scala der 3 min = Molltonleiter
[6] Gemeint ist offensichtlich die reine Quarte
[7] eigenthümlicher Accord= Grundstellung des Akkordes (s.a. Kirnberger, Die Kunst des reinen Satzes, S. 248)
[8] entlehneter Accord = Umkehrung des Akkordes (s.a. Kirnberger, Die Kunst des reinen Satzes, S. 248)
[9] Fundamentalnote = hier: Basston des Akkordes
[10] Keine weder die 3. = nur die Terz
[11] Die Funktionsbezeichnung für diesen Akkord: Verkürzter D7 mit Quint im Bass, bei dem die dominantische Terz nicht verdoppelt werdensoll.
[12] Die Funktionsbezeichnung für diesen Akkord: Akkord mit Quartvorhalt im bass
[13] =Quartvorhalt in den Oberstimmen
[14] Cautelae= Vorsichtsregeln
[15] adhibiren= anwenden, heranziehen
[16] Der mündliche Unterricht war die übliche Unterrichtsmethode, in der offensichtlich keine Lehrbücher, sondern allenfalls kleine „Merkzettel“ wie der vorliegende verwendet wurden.
[17] weder=als