Neugierig werden auf Musik von Béla Bartók (1881-1945)

Vortrag mit Musikbeispielen am 18.02.2001 in der Klangbrücke Aachen

zur homepage Lutz Felbick             weitere Vorträge / Unterrichtsmaterialien

 

Inhalt

I. Biographie

  1. Biographie1881 Béla Bartók wird bei Nagyszentmiklós/Ungarn als Sohn des Direktors einer landwirtschaftlichen Schule und einer Lehrerin geboren.

1893 Musik- und Kompositionsunterricht in Preßburg.

1904 Uraufführung seiner symphonischen Dichtung "Kossuth" in Manchester.

1908 Komposition seines ersten Streichquartetts.

1908-1934 Professor für Klavierspiel an der Akademie in Budapest.

1913 Reise in die Oase von Biskra zum Studium arabischer Musik.

  1. Erster großer Welterfolg mit der "Tanz-Suite" für Orchester.
  2. Veröffentlichung der wissenschaftlichen Abhandlung "Das ungarische Volkslied"

1939 Komposition des "Divertimento für Streichorchester".

  1. Emigration in die USA. Ernennung zum Ehrendoktor der Columbia University. Bartók erhält einen Forschungsauftrag.

1943 Nach dreijähriger Schaffenspause ist das "Konzert für Orchester" fertiggestellt.

1945 Béla Bartók stirbt in New York.

 

 

  1. Hauptwerke systematisch
    1. Oper
    2. 1911 Herzog Blaubarts Burg

    3. Tanzspiel

      1914 - 1916 Der holzgeschnitzte Prinz

    4. Pantomime
    5. Orchesterwerke

      1919 Der wunderbare Mandarin

      1908 Zwei Portraits
      1923 Tanzsuite
      1936 Musik für Saiteninstrumente, Schlagzeug und Celesta
      1939 Divertimento für Streicher
      1945 Konzert für Orchester

    6. Konzerte

      1908 Violinkonzert
      1938 Violinkonzert
      1926 Klavierkonzert
      1931 Klavierkonzert
      1945 Klavierkonzert
      1945 Bratschenkonzert

    7. Kammermusik

      6 Streichquartette 1908, 1917, 1927, 1928, 1934 und 1939
      2 Violinsonaten 1921, 1922
      44 Duos für 2 Violinen 1931
      Sonate für 2 Klaviere und Schlagzeug 1937
      Sonate für Violine solo 1944

    8. Klaviermusik

      Allegro barbaro 1911
      Suite 1916
      Sonate 1926
      Mikrokosmos 1926 - 1937 (153 Stücke in 6 Heften)

    9. Schriften

    Die Volksmusik der Rumänen von Maramures 1923
    Bela Bartok Briefe hg. von J. Demeny, 2 Bände , deutsch 1973


  2. Hauptwerke chronologisch
    1. mit Opuszahlen

      Op.1
      Rhapsody, ?1904
      Piano, Orch.

      Op.2
      Scherzo (Burlesque), 1904
      Piano, Orch.

      Op.3
      Suite No. 1, 1905 (revised c1920)
      Orch.

      Op.4
      Suite No. 2, 1905-7 (revised 1920, 1943)
      small Orch.

      Op.5
      Two Portraits (Két portré), 1907-11
      Orch.

      One ideal (Egy ideális)

      One grotesque (Egy torz)

      Op.7
      String Quartet No.1, 1908

      Op.10
      Two Pictures (Két kép), 1910
      Orch.

      In full flower (Virágzás)

      Village dance (A falu tánca)

      Op.11
      Duke Bluebeard's Castle (A Kékszakállú herceg vára), 1911 (rev.1912,1918)
      Opera

      Op.12
      Four Pieces, 1912, Orchestrated 1921
      Orch.

      Preludio

      Scherzo

      Intermezzo

      Marcia funebre

      Op.13
      The Wooden Prince (A fából faragott királyfi), 1914-6, Orchestrated 1916-7
      Ballet

      Op.17
      String Quartet No.2, 1915-7

      Op.19
      The Miraculous Mandarin (A csodálatos mandarin), 1918-9, Orchestrated 1923, Rev.1924,1926-31
      Pantomime
      A Suite derived from this work also exists.

    2. ohne Opuszahlen

    Kossuth, 1903
    Symphonic Poem

    Violin Concerto (No.1), 1907-8
    The first movement was revised as No.1 of Op.5; the first performance was in 1958.

    Allegro Barbaro, 1911
    Piano

    Romanian Folkdances (Román népi táncok), 1917
    Orch.

    Violin Sonata No.1, 1921
    Vln., Piano

    Violin Sonata No.2, 1922
    Vln., Piano

    Dance Suite (Táncszvit), 1923

    Piano Concerto No.1, 1926

    Sonata, 1926
    Piano

    Three Village Scenes (Tri dedinské scény), 1926
    4-8 Female Voices, Chamber Orch.

    Mikrokosmos, 1926 1932-9
    Progressive Pieces for Piano in 6 Volumes

    String Quartet No.3, 1927

    Rhapsody No.1, 1928
    Vln., Piano
    Also Orchestrated
    Also Arrangement for Cello, Piano

    Rhapsody No.2, 1928 Rev.1944
    Vln., Piano
    Also Orchestrated

    String Quartet No.4, 1928

    Cantata profana (A kilenc csodaszarvas), 1930
    T, Bar., Double Chorus, Orch.

    Piano Concerto No.2, 1930-1

    44 Duos for Two Violins, 1931

    Transylvanian Dances (Erdélyi táncok), 1931
    Orch.

    Hungarian Sketches (Magyar képek), 1931
    Orch.

    Hungarian Peasant Songs (Magyar parasztdalok), 1933
    Orch.

    5 Hungarian Folksongs (Magyar népdalok), 1933
    Solo Voice, Orch.

    String Quartet No.5, 1934

    Music for Strings, Percussion and Celesta, 1936

    Sonata for 2 Pianos and Percussion, 1937

    Violin Concerto (No.2), 1937-8

    Contrasts, 1938
    for Vln., Cl., Piano

    Divertimento, 1939
    String Orch.

    String Quartet No.6

    Concerto for 2 Pianos, 1940
    Arrangement of the Sonata for 2 Pianos and Percussion.

    Concerto for Orchestra, 1943 Rev.1945

    Sonata for Violin (Solo Sonata), 1944

    Piano Concerto No.3, 1945

    Viola Concerto, 1945
    Bartok died before finishing this work; Tibor Serly completed it from sketches.

     

     

     

     

  3. Vortrag

    Anlaß Mikrokosmos 1926 - 1937 (153 Stücke in 6 Heften), andere Werke zeigen große kompositionstechnische und emotionale Vielfalt Volkslied "postmoderne Erfahrungen"... Eine Erfahrung ist häufig anzutreffen: Jeder weiß, dass Bartók neben Schönberg, Strawinski und Hindemith zu den wichtigsten Komponisten der ersten Jahrhunderthälfte des 20. Jh. gehört aber wenige kennen ihn oder seine Musik. Das hängt sicher auch damit zusamemen, dass er keine Schule gemacht hat und im Gegensatz zu den eben genannten wenig über seine Musik geschrieben hat.

     

    1. Gliederung
      1. Zwei Werke zur Einstimmung
      2. fünf biographische Hauptstationen mit jeweiligen Erläuterungen und Zitaten
      3. Allgemeines zur Ästhetik und exemplarisch: Werkeinführung zu Musik für Saiteninstrumente, Schlagzeug und Celesta

    2. Einstimmung
      1. Allegro barbaro 1911
          1. Das kurze Klavierstück gehört zu den ersten Werken, die mutig eine eigene Sprache voller rhythmischer Kraft sprechen. Man bedenke dass Schönberg im gleichen Jahr seine berühmte Harmonielehre fertigstellte. Barbarische Musik war nicht gerade das ästhetische Ideal der Wiener Schule rund um Arnold Schönberg.

      2. Streichquartett 1928, 3. Satz Non troppo lento
          1. Sie werden die drei Teile des Satzes beim Zuhören leicht mitverfolgen können:
            1. zu einer ausgedehnten Klangfläche tritt eine lange, aus drei großen Phrasen bestehende lyrische Melodie gespielt vom Cello (Takt 6-33). Charakteristisch ist dabei der extreme Wechsel von Tönen von langer Dauer und extrem kurzen Tongruppen.
            2. Der 2. Abschnitt bringt rhythmische Elemente. Im dritten Teil beginnt ein Dialog zwischen Cello und Violine (Takt 55-63). Die beiden Stimmen sind meistens in freier kanonischen Anwendung des Umkehrungsprinzips geschrieben.
            3. Dann wieder kurze Klangfläche mit Solo-Violine.
            4. Noch ein allgemeiner Hinweis: Ich möchte denjenigen, die mit dem Notenlesen vertraut sind, hier und auch im späteren Verlauf das Notenbild als Hörhilfe geben. Zum Verständnis dieser Musik sind die Noten allerdings nicht erforderlich.

       

    3. fünf biographische Hauptstationen
      1. Bartoks kompositorisches Schaffen steht zunächst unter dem Einfluß von Richard Wagner, Franz Liszt und Richard Strauss
      2. ab 1905 Forschungen zur sog. Bauernmusik
      3. 1908-1934 Klavierprofessor in Budapest, kein Kompositionsunterricht!
      4. 1918 nach vielen Entäuschungen und Jahren des inneren Exils endlich großer Erfolg mit der bereits 1911 geschriebenen Oper Herzog Blaubarts Burg, ab 1922 dann auch internationale Erfolge als Klaviervirtuose und als Komponist z.B. mit der Tanz-Suite durch Konzertreisen nach England, Paris, 1928 USA, große Europatourneen. (u.a. 1929 auch in Aachen)
      5. ab 1933 gab es bei Bartok immer größere Beunruhigung wegen der politischen Entwicklung. In dieser schweren Zeit zwischen 1930 und 1940 komponierte Bartók nur etwa ein Werk pro Jahr. 1940 kam es dann zur Übersiedlung nach New York.

    4. Erläuterungen zur kompositorischen Herkunft, zur Bauernmusik und zu Erfolg und Mißerfolg
      1. Bartók schreibt 1904/05 in seiner biographischen Skizze

        Indessen währte es nicht lange, daß mich Richard Strauss faszinierte. Das erneute Studium Liszts - namentlich seiner weniger populären Schöpfungen, wie z. B. der «Années de pélérinage», der «Harmonie poet. et relig.», der «Faustsymphonie», des «Totentanz» usw. - führte mich über manche mir weniger Sympathische Äußerlichkeiten zum Kern der Sache: es erschloß sich mir die wahre Bedeutung dieses Künstlers: ich empfand bei ihm viel größeren Genius als bei Wagner und Strauss.

        Ferner erkannte ich, daß die irrtümlicherweise als Volkslieder bekannten ungarischen Weisen - die in Wirklichkeit mehr oder minder triviale volkstümliche Kunstlieder sind - wenig Interesse bieten, so daß ich mich im Jahre 1905 der Erforschung der bis dahin schlechtweg unbekannten ungarischen Bauernmusik zuwandte. Hierbei fand ich zu meinem großen Glück einen ausgezeichneten Meister als Mitarbeiter, Zoltán Kodály, der mir mit Scharfsinn und Urteilskraft auf jedem Gebiete der Musik manchen unschätzbaren Wink und Ratschlag erteilte.

        Diese Forschung begann ich, vom rein musikalischen Standpunkt ausgehend, und zwar nur auf magyarischem Sprachgebiet; später jedoch gesellte sich die nicht minder wichtige wissenschaftliche Behandlung des Materials dazu, sowie die Erstreckung der Forschung auf die Sprachgebiete der Slowaken und Rumänen.

        Diese Tätigkeit hat Bartók 30 Jahre lang fortgesetzt und sammelte insgesamt 16000 Lieder. Charakteristisch waren die bulgarischen Rhythmen, die sich unsymmetrischer Zeitwerte bedient, die dem Abendland fremd waren. Der Einfluß dieser würzigen Folklore ist für Bartók prägend. Bartok hatte sich allerdings dabei viele Vorurteile auszuräumen:

        Das, was man (auch in Ungarn) «Zigeunermusik» nennt, ist keine Zigeunermusik, sondern ungarische Musik; es ist nicht alte Volksmusik, sondern eine verhältnismäßig neue Art ungarischer Unterhaltungsmusik, die fast ausnahmslos von Ungarn des besseren Mittelstandes komponiert wird. Aber während ein ungarischer Gentleman Musik komponieren darf, ziemt es ihm wegen seiner gesellschaftlichen Stellung traditionsgemäß nicht, seine Musik «gegen Bezahlung» selbst zu spielen - dies steht nur den Zigeunern zu.

        Im Sommer 1906 begab sich Bartók auf die erste von vielen Expeditionen in das Komitat Békés. Sehr eindrücklich sind seine Berichte aus dieser Zeit. So schreibt er z.B. an seine Mutter:

        Staub gab es reichlich, überreichlich, auch Hitze, aber Galgoczy war nirgends zu sehen. Das erste Hotel der Stadt war überfüllt, nach einigem Suchen fand ich das zweite und letzte. Es war noch ein Zimmer frei, des Marktes wegen zu doppeltem Preis. Auf dem Flur liefen verdächtige Frauenzimmer herum: ich war in ein Hotel von schlechtem Ruf geraten ... Sonntag nahm mich Géza mit ins Komitat Bihar, auf die Puszta Fekete-Er bei Sarkad, wo sich endlich auch Material fand ... Montag begab ich mich mit meiner Maschine zu den Schweinehirten und Schäfern, am Nachmittag und Abend habe ich die Benedeker Magd phonographiert.

        ... Der Verwalter von Fekete-Er schickte noch am selben Abend einen seiner alten Sänger dorthin, Frank brachte auch ein paar zum Abendessen mit, und so wurden am Abend Aufnahmen und Niederschriften gemacht. Insgesamt habe ich in der Gegend dort 83 Lieder aufgezeichnet und 47 Aufnahmen gemacht.

        Ende 1906 erschien die Sammlung «Zwanzig ungarische Volkslieder» mit zehn Bearbeitungen für Singstimme und Klavier von Bartók, und weitere zehn von Kodály - die ersten Bearbeitungen in einer langen Reihe, in denen Bartók echte Volkslieder in einen der Kunstmusik entliehenen Rahmen einfügt. (In anderen, wissenschaftlichen Publikationen, gab er nur die ursprünglichen Melodien wieder, genau wie er sie gesammelt hatte.)

        Auch in seinem Aufsatz "Auf Volkslied-Forschungsfahrt in der Türkei" gibt Bartók einen faszinierenden Bericht von einem Besuch im Winterlager der Tecirli-Normaden:

        Ich hoffte, das Eis würde nun bald gebrochen sein, und tatsächlich sang ein fünfzehnjähriger ohne Scheu und zögernd das erste Lied. Die Melodie klang wieder ganz ungarisch. Rasch bereitete ich meine auf dem Boden verstreuten Instrumente vor und schrieb beim Schein des Holzfeuers das Lied nieder. So, dachte ich, und jetzt der Phonograph! Das war aber nicht so einfach. Mein guter Sänger fürchtete, er verlöre die Stimme, wenn er in die Maschine sänge, die offenbar vom Teufel betrieben wurde. Er dachte, sie würde seine Stimme nicht nur auf -, sondern ganz abnehmen. Es dauerte eine ganze Weile, bis ich seine Bedenken zerstreut hatte. Dann arbeiteten wir ununterbrochen und ungestört bis gegen Mitternacht-

        Volksliedforschung und Komposition schließen sich bei Bartók, wie bei keinem anderen Komponisten, zu einem untrennbaren Ganzen zusammen. Er selbst äußert sich darüber in seiner Autobiographie -

        Das Studium all dieser Bauernmusik war deshalb von entscheidender Bedeutung für mich, weil sie mich auf die Möglichkeit einer vollständigen Emanzipation von der Alleinherrschaft des bisherigen Dur-Moll-Systems brachte. Denn der weitaus überwiegende und gerade wertvolle Teil des Melodienschatzes ist in den alten Kirchentonarten, respektive in altgriechischen und gewissen noch primitiveren (namentlich pentatonischen) Tonarten gehalten und zeigt außerdem mannigfaltigste und freieste rhythmische Gebilde und Taktwechsel sowohl im Rubato- als auch im Tempogiusto-Vortrag. Es erwies sich, daß die alten, in unserer Kunstmusik nicht mehr gebrauchten Tonleitern ihre Lebensfähigkeit durchaus nicht verloren haben. Die Anwendung derselben ermöglichte auch neuartige harmonische Kombinationen. Diese Behandlung der diatonischen Tonreihe führte zur Befreiung der erstarrten Dur-Moll-Skala und, als letzte Konsequenz, zur vollkommen freien Verfügung über jeden einzelnen Ton unseres chromatischen Zwölftonsystems.

      2. Kategorien Quelle "Vom Einfluß der Bauernmusik" 1921
        1. direkte Volksliedbearbeitungen
        2. modifzierte Volksliedbearbeitungen
        3. Kompositionen im Geiste des Volksliedes

       

    5. Über den Gemütszustand Bartóks insbesondere in den Jahren der Enttäuschungen

    Es wird berichtet, das Bartok bei seiner Sammeltätigkeit von einer fast manischen Leidenschaft besessen war und ein extremes Bedürfnis nach Ordnung, Exaktheit und Systematik hatte. Auch sein großes Bedürnis nach Recht und Gerechtigkeit wird hervorgehoben.

    Schon 1907 war sich Bartók darüber klar, wie wenig er vom Budapester Publikum zu erwarten hatte - Um die ungarischen Ochsen - d. h. das ungarische Publikum - kümmere ich mich nicht mehr. Kodály sagt mit Recht: «Fasan ist nichts für Esel; wenn wir sie damit mästen, wird es ihnen schlecht werden.» Lassen wir also die Esel in Ruhe und nehmen wir unsere ernsten Werke ins Ausland. Lassen wir die Hiesigen in ihren «Lustigen Witwen» und «János Vitéz» ertrinken - ich will nichts mehr mit ihnen zu tun haben. Bartóks Pessimismus wird wiederholt von der Budapester Presse bestätigt und bekräftigt. über die zweite Orchestersuite schreibt zum Beispiel das «Pesti Naplo». «Diese Musik ist eine üble, ausgeklügelte Mißgeburt, worüber man sich höchstens ärgern kann, in dem man bedauert, daß solch ein zweifellos genialer Mensch wie er so zum Opfer künstlerischer Capricen und jedes Talent ruinierender Seuchen werden kann.» Trotz solcher oft geäußerten Ansichten aber haben Bartók und Kodály einen verzweifelten Versuch gemacht, dem ungarischen Publikum ihre und andere neue Musik zu präsentieren. Unter ihrem Einfluß wurde das Waldbauer-Quartett gegründet, das sich auf moderne Musik spezialisierte und solche in Ungarn - später auch im Ausland - vortrefflich aufführte. Das erste Konzert des Waldbauer-Quartettes (März 1910) war der Musik Kodálys gewidmet. Im zweiten wirkte Bartók als Pianist in seinem frühen Quintett (-1904) und in verschiedenen Klavierstücken, darunter die Bagatellen op. 6. Dabei erlebte das erste Streichquartett (1908 komponiert) seine Uraufführung. Die Budapester Presse war im großen ganzen nicht begeistert. Die vormals freundlich gestimmte deutschsprachige Zeitung «Pester Lloyd» berichtete über das neue Werk. «Das ist ein wunderliches Gemisch von eigenartigen Gedanken, echt und tief Empfundenen und hohler Splittermusik, von Gequältem und Abstoßendem."

    1911 wurde die Oper Bartoks im Budapester Opernwettbewerb abgelehnt.

    Den deprimierten, pessimistischen und ablehnenden Gemütszustand Bartóks zu dieser Zeit schildern seine eigenen Worte mit eindringlicher Klarheit-

    Diesen und verschiedenen anderen mißglückten persönlichen Versuchen zufolge zog ich mich etwa im Jahre 1912 gänzlich vom öffentlichen Musikleben zurück, wandte mich aber um so eifriger den Musikfolklore-Studien zu. Ich hegte manche, für unsere Verhältnisse ziemlich kühne Reisepläne, von welchen ich im Jahre 1913 auch einen, als bescheidenen Anfang, verwirklichen konnte: ich reiste nach Biskra und Umgebung, um dort arabische Bauernmusik zu studieren. Der Ausbruch des Krieges berührte mich - abgesehen von allgemein menschlichen Gründen - schon deshalb so schmerzlich, weil er fast alle derartigen Forschungen jäh unterbrach; es blieben mir für meine Studien nur noch gewisse Gebiete Ungarns übrig, wo ich denn auch noch bis 1918 in etwas beschränkterem Maße weiterarbeiten konnte. (Autobiographie, 1921)

    Daß ich an irgendeiner Aktion teilnehme, daran hindert mich ein für allemal die Tatsache, daß man mich als Komponisten vor einem Jahr offiziell hingerichtet hat. Entweder haben die Betreffenden recht: dann bin ich ein untalentierter Pfuscher; oder ich habe recht: dann sind sie Idioten. In beiden Fällen kann zwischen mir und Ihnen (nämlich unseren führenden Musikleuten: Hubay usw.) von Musik nicht. die Rede sein, geschweige denn von einer gemeinsamen Aktion.

    Ich habe mich also damit abgefunden, von nun an nur für meinen Schreibtisch zu schreiben.

    Was das Auftreten im Ausland angeht, habe ich mich 8 Jahre lang vergebens bemüht, etwas zu erreichen. Ich bin dessen überdrüssig und habe jegliche weitere Agitation schon seit einem Jahr eingestellt.

    Will man irgendwo etwas von mir aufführen, kann man ja meine erschienenen Werke kaufen; sie können auch ohne mich aufgeführt werden; bittet man mich in bestimmter Absicht um ein Manuskript, so stelle ich es gern zur Verfügung. Aber ich tue selbst keinerlei Schritte mehr; davon habe ich nun genug nach 8 Jahre langen Bemühungen! (Brief vom 22. 8. 1913 an Géza Vilmos Zagon.)

     

  4. Ästhetik
    1. Über das Image des Volksliedforschers in der Neuen Musik der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts.
      1. Freie Rede....
      2. Adorno

      3. orale Kultur
      4. archetypische Strukturen Tiefenschichten

    2. Allgemeines

    In Paris lernte Bartók die Musik Debussys kennen, durch den er nachhaltig beeinflußt wurde. Zunehmend wandte sich Bartók der Instrumentalmusik zu und entwickelte mehr und mehr einen antiromantischen Stil, der in seiner vitalen Rhythmik oft an Strawinski erinnert.

    In den 1939 geführten Gesprächen mit Serge Moreux gibt Bartok in diesem Zusammenhang einen interessanten Hinweis auf seine Kompositionsprinzipien (in: S.M., Béla Bartók Zürich 1950)

    "Debussy hat den Sinn für die Akkorde wiederhergestellt; er war ebenso bedeutend wie Beethoven, der uns die Entwicklungsform offenbarte, und wie Bach, der uns in den letzten hohen Sinn des Kontrapunktes einweihte. Kann man diese drei Klassiker vereinen und für die Moderne lebendig machen." Dieses Zitat könnte für die nachfolgende Werkbetrachtung grundlegend sein.

  5. Analyse Musik für Saiteninstrumente, Schlagzeug und Celesta
    1. Allgemeines
      1. Folie F9-11
      2. Die Saiteninstrumente - eine nicht häufig benutzte Sammelbezeichnung für Instrumente, deren Klangerzeugung mittels aufgespannter Saiten erfolgt - bestehen aus dem Streichorchester, welches aufgeteilt ist in zwei Teilorchester, die miteinander oder im Wechselspiel musizieren, der Harfe und dem Klavier dazu treten 6 verschiedene Schlaginstrumente (2kl. Trommeln, Becken, Tamtam, große Trommel, Pauken ,Xylophon) und die Celesta (Glockenspiel mit Klaviatur)
      3. In allen Sätzen erscheint das erste Thema.

       

    2. 1. Satz Andante tranquillo
      1. Folie Fugenthema, graphische Analyse
      2. Zentralton a
      3. Fuge über ein chromatisches Thema, Erläutern:

      typische Rhythmik und Metrik Bartóks: häufige Taktwechsel und asymmetrische Figuren. Einsätze in wechselnd auf- und absteigendem Quintabstand bis zum Mittelpunkt (Zentralton es), dann folgen die jeweiligen Einsätze in der Umkehrung.

       

    3. 2. Satz Allegro
      1. Folie F13
      2. Zentralton c
      3. Sonatenaufbau, neoklassizistisch
      4. A1 (Takt 1-182) Exposition 1.Thema Takt 5f, Seitenthema Takt 68 f in polyphoner (!) Satztechnik
      5. B (Takt 182-371 ) Durchführung in G
      6. A2 (ab Takt 372 ) Reprise

       

    4. 3. Satz Adagio
      1. Folie F14,15
      2. in C-FIS (Tritonus)Brückenform a ABCBAa
      3. A 1 (Takt1-1-4) Glissandi in den Pauken , gekoppelt mit auskomponiertem Xylophon -Accel. bzw. Rit.
      4. A1 (Takt 5-19) rezitativisches Thema in den Vl.
      5. B1 (Takt 20-34) ein ausgeprägtes Thema folgt in den 1.Vl und der Celesta
      6. Überleitung mit Klangflächen (Elemente des sog Impressionismus )
      7. C1 (Takt 35-44) prägnantes Motiv von absteigenden Intervallschritten in markanten Vierteln
      8. C2 (Takt 45-62 )
      9. B2 (Takt 63-74)
      10. A2 (Takt 75-79)
      11. a2 (Takt 80-83)

       

    5. 4. Satz Allegro molto
      1. Folie F16,17
      2. folkloristisch
      3. Die Themen sind nicht in den konventionellen Tonarten notiert!
      4. z.B. 1. Thema (lydisch A) ist in a-Moll notiert
      5. A1 (Takt 5 )
      6. B (Takt 26-43 )
      7. A2 (Takt 44-51 )
      8. C (Takt 52-73 )
      9. D1 (Takt 74-83 )
      10. D2 (Takt 114-115)
      11. E (Takt 83-113)
      12. F (Takt 136-202)
      13. G (Takt 203-234)
      14. A3 (Takt 235-285)

  6. Literaturauswahl
    1. Werkanalyse
      1. Musik im Leben S.209-214
      2. Internet Diss. Solomon http://www.bayarea.net/~kins/AboutMe/Bartok/BartokStuff.html

    2. sonstiges